Hat man die 30 erst überschritten, kommen einem Menschen, die gerade einmal halb so alt sind wie man selbst, häufig wie Aliens vor. Sie sprechen eine Sprache, die man kaum noch versteht und unter den 20 Idolen der Jugendlichen in Deutschland waren im letzten Jahr 6 YouTube Stars! Wenn man bedenkt, dass von den 7,55 Milliarden Menschen, die aktuell auf der Welt leben, knapp ein Fünftel zwischen 15 und 24 Jahre alt sind, sehen so einige nicht mehr ganz so jugendliche Erdenbürger bereits das Ende der Welt nahen. So ein Quatsch!
Das Grundproblem zwischen Jung und Alt hat bereits Kurt Tucholski sehr schön zusammengefasst: „Die verschiedenen Altersstufen des Menschen halten einander für verschiedene Rassen: Alte haben gewöhnlich vergessen, dass sie jung gewesen sind, oder sie vergessen, dass sie alt sind, und Junge begreifen nie, dass sie alt werden können.“ (Kurt Tucholski, Der Mensch, Lerne Lachen, ohne zu Weinen, 1931) Und bereits die alten Sumerer haben vor über 5000 Jahren schon über den Nachwuchs gejammert: „Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte“ (Keller, 1989, ca. 3000 v. Chr., Tontafel der Sumerer).
Warum also aufregen? Alles ganz normal. Und genau so muss es auch sein! Wo wären wir schließlich heute, hätten sich nicht schon vor 5000 Jahren (und wahrscheinlich auch die 5000 Jahre davor!) junge Menschen weiterentwickelt und neue Wege beschritten? Denn nichts anderes tun sie! Und dass der (reifere) Mensch Veränderungen und neuen Ansichten häufig ablehnend gegenüber steht, ist ja auch nichts Neues.
Nehmen wir zum Beispiel das Internet. Von vielen, die „analog“ aufgewachsen sind, anfangs verteufelt, haben junge Menschen den Nutzen sofort erkannt und verinnerlicht. Was für eine Fülle an Möglichkeiten! Plötzlich steht einem das gesammelte Wissen der Menschheit über ein paar Klicks zur Verfügung! Frag Google! Das Internet hat auf fast alles eine Antwort. Die Ergebnisse der JIM-Studie 2016 belegen, dass Jugendliche in ihrer Freizeit unterschiedlichste Medienangebote und Kanäle nutzen – und dies dank Smartphone zunehmend zeitlich und räumlich flexibel. Sie sehen Serien im Fernsehen oder bei Netflix, nutzen WhatsApp, Instagram und Snapchat zur Kommunikation im Freundeskreis, hören Musik im Radio und über Streaming-Dienste und informieren sich über Google und YouTube.
Dass Teenies andere Fragen stellen, als Erwachsene, ist ja wohl klar. Und Antworten eher auf YouTube zu suchen, als im Brockhaus, ist nicht nur viel unterhaltsamer, sondern auch deutlich platzsparender. Bewegtbild „Rules“! Fast jede Mutter wäre überfordert, müsste sie all die Schmink- und Pflegetipps, die Töchter von ihren YouTube-Idolen abschauen, selbst aus der Schublade ziehen. Dass dadurch ein unüberschaubares Sortiment an Kosmetika alle anderen Mitbewohner aus dem Badezimmer zu drängen droht, war auch schon zu BRAVO-Zeiten normal. Und fängt Sohnemann plötzlich an, Salat und Gemüse nicht nur zu essen, sondern auch noch selbst zuzubereiten, ist garantiert ein neues Fitness-Idol am Teeniehimmel aufgetaucht, dessen Ernährungs- und Fitnessplan nun eins zu eins nachtrainiert und nachgekocht wird. Wie befreiend, wenn gesunde Ernährung nicht mehr zu den täglichen Erziehungsgeräuschen gehört, die von den Kids sowieso virtuos ausgeblendet werden. Plötzlich steht der Laptop in der Küche und Mutter muss nur noch aufpassen, nicht über das Ladekabel zu stolpern, wenn sie kurz selbst an den Kühlschrank will. Tipps zum Gemüseschnippeln und Kartoffelschälen nimmt der Große trotz YouTube immer noch dankbar von ihr an. Und die klassische Sorge, dass Junior nur vor der Konsole hockt, Junkfood futtert und ohne soziale Kontakte in seinem Zimmer vereinsamt, verpuffen wie die Apelle, Ordnung zu halten und die Dreckwäsche regelmäßig in den Waschkeller zu bringen. Denn plötzlich wird trainiert, mit Freunden gejoggt oder Basketball gespielt und wenn vor der Konsole gehockt wird, dann online verbunden mit genau den Freunden, mit denen man gerade noch Körbe geworfen hat. An erster Stelle der non-medialen Freizeitaktivitäten (auch wenn diese mittlerweile unbestrittener Weise von zahlreichen Medientätigkeiten begleitet werden können) stehen nämlich nach wie vor persönliche Treffen. Laut einer Studie zur Mediennutzung von Jugendlichen in Deutschland 2017 vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI), verabreden sich 73 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen regelmäßig (täglich/mehrmals pro Woche) persönlich mit Freunden oder Bekannten.
Natürlich ist hierfür eine Flatrate lebenswichtig. Denn so gut wie jeder hat heutzutage ein Smartphone. Die Kommunikation läuft zu 95 Prozent über Whatsapp. Und seien wir mal ehrlich – es ist schon verdammt praktisch, wenn man in Gruppenchats gleich mit allen Buddies und BFFs (Best Friend Forever) gleichzeitig kommunizieren kann. Mit der AWBFFIUE (Allerweltbestefreundinfürimmerundewig) verbindet jedes Teenie-Girl natürlich etwas ganz Besonderes. Den Chat mit ihr versteht außer den beiden kein Mensch. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Ob über WhatsApp, endlose Telefonate oder seitenlange Briefe, als die Welt noch zu hundert Prozent analog war. Denn Freunde waren immer das Wichtigste für Jugendliche und sind es laut einer Umfrage zu den Wertorientierungen von Jugendlichen in Deutschland 2010 – 2015 noch immer. Mit rund 92 Prozent der Jugendlichen, die angeben, gute Freunde haben, die einen anerkennen, sei wichtig, steht dieser Wert an erster Stelle. Einen Partner haben, dem man vertrauen kann und ein gutes Familienleben führen, stehen auf Platz zwei und drei. Am wenigsten wichtig ist Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren laut dieser Studie das zu tun, was die anderen auch tun. Mit ca. 6,5 Prozent steht dieser Wert an letzter Stelle. Erstaunlich oder? Dachten wir „Alten“ doch immer, dass alle immer „gleicher“ werden und die Familie nur nervt. Wie gesagt – alles Quatsch! Vertrauen wir den Kids doch einfach! Seit den Sumerern ist die Welt nicht untergegangen und die Jugendlichen haben am wenigsten Schuld daran, sollten das in absehbarer Zeit passieren. Das haben schon immer allein die Erwachsenen zu verantworten gehabt.
Am 12. August ist Internationaler Tag der Jugend. Von der UN ausgerufen, erklärt ihn Jean Paul Brice aus Kamerun auf der Jugend-Allianz-Seite der UN folgendermaßen: „Jugendliche sind nicht nur das Morgen, die Zukunft; sie sind auch das Jetzt, die Gegenwart! Wenn wir wollen, dass die Jugend die Veränderung ist und macht, die wir in der Welt sehen möchten, dann sollten wir sie bereits jetzt einbeziehen und ihre Kapazitäten aufbauen. Und die Veränderung wird geschehen!“
In diesem Sinne, alles fresh, oder?
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